Warum klingt die Geige nicht ohne die Pinie? Was ist süßer als süß? Wer hat den Stacheldraht erfunden? Wie putzt man sein Silberbesteck?
Die von April bis 14. Oktober 2023 gezeigte Jubiläumsausstellung anlässlich "10 Jahre Museum der Gartenkultur" beschäftigte sich mit Pflanzen, die als Werkstoff für Produkte dien(t)en.
Beispielhaftes aus ganz unterschiedlichen Lebensbereichen wurde in der Ausstellung gezeigt, besprochen, vorgeführt, unter anderem:
Daneben, zu Auflockerung und Entspannung quasi, Beispiele für die Bedeutung von Pflanzen in der Kunst, in der Musik, aus Küche und Keller und sonstwo. Für all das sind die heutigen Pflanzen Rohstoff- und Inhaltsstoffquelle.
Seit jeher ist der Garten ein Sehnsuchtsort der Menschen. Von der Antike bis zur Gegenwart finden wir schriftliche und bildnerisch darstellende Zeugnisse fruchtbeladener Bäume, üppiger Blütenpracht und grünenden Rasens. Den träumerisch-romantischen Schilderungen folgten bald Anleitungen prosaisch-praktischer Natur. Mit der Erfindung des Buchdrucks durch Gutenberg, der „Schwarzen Kunst“, wurden Lehrbücher über Obst- und Gemüsebau, Blumenzucht und Gartenkunst allmählich zum allgemeinen Kulturgut. Samenzucht- und Handelsgärtnereien nutzten die technischen Möglichkeiten, um ihre Produkte zu bewerben und ihren Absatz zu steigern.
Die Ausstellung zeigt zahlreiche Beispiele der schwarzen Kunst im grünen Bereich – und nicht zuletzt, dass auch heute noch handschriftliche Aufzeichnungen nicht ganz aus der Mode gekommen sind.
Des Gärtners und der Gärtnerin Frühlingsgefühle erwachen üblicherweise mitten im Winter. Bereits um den Jahreswechsel, lange vor der Rückkehr der Schwalben, treffen nämlich die neuesten Samenkataloge mit ihren verführerischen Abbildungen und schwärmerischen Versprechungen ein. Da wird geplant, ausgewählt und bestellt, damit alles rechtzeitig zur Aussaat zur Hand ist. Im Februar beginnt dann die Anzucht von Sommerblumen- und Gemüsesetzlingen unter Glas oder auf der Fensterbank und sobald es die Witterung erlaubt, meist gegen Ende März, wird auch schon ins Freiland gesät und ausgepflanzt.
Die Ausstellung "Es grünte allenthalben" widmet sich dem Säen und Pflanzen, diesen beiden grundlegenden Tätigkeiten, die unsere Gärten erst lebendig werden lassen. Zahlreiche Exponate zeigen die bunte Vielfalt der Kataloge und Samentütchen, meteorologische Apparaturen zur Wetterbeobachtung, Gerätschaften für Aussaat, Pflanzung und Kulturmaßnahmen bis hin zu traditionellen Schutzvorrichtungen vor schlechter Witterung.
Wir möchten unsere Besucherinnen und Besucher dazu anregen, selbst zu Säbüchse, Pikierholz und Pflanzkelle zu greifen und vielleicht auch mit Arten und Sorten jenseits des Standardsortiments zu experimentieren. Selbst wenn nicht immer alles gelingt: Das Keimen, Heranwachsen, Blühen und Fruchten der Pflanzen zu beobachten, bereitet Freude und lehrt uns Menschen den ewigen Kreislauf vom Werden und Vergehen in der Natur.
© gruppe 2, Götz und Hundbiss
Weit geh ich selten, denn mein Garten ist doch immer mein liebster Aufenthalt.
(Annette von Droste-Hülshoff)
Es ist eine nicht nur symbolische Nachricht an Zaun oder Tor. Es ist das Bekenntnis einer großen Liebe. „Bin im Garten“ lässt einen jeden wissen, wo wir viel oder die meiste Zeit verbringen und welche Bedeutung der Garten für uns hat. Wo wir am liebsten arbeiten, ruhen oder spielen.
Das Museum der Gartenkultur ist eben so ein besonderer Ort: von, mit und für Menschen, denen das Zusammenspiel von Natur, gestalteten grünen Räumen, Kunst und Kultur am Herzen liegt. Garten ist hier das alle Facetten einer lebendigen Gartenkultur befruchtende Thema. Hier geht es um Menschen, Pflanzen und Gärten, Gartengeschichte und –geschichten.
Ein Rundgang durch die Ausstellung im Museum und durch die Vielfalt der Gartenkabinette im Außengelände beschreibt den Garten als Raum für viele Aktivitäten – für gärtnerisches Tun gleich wie für spielerische Leichtigkeit. Er ist Rückzugsoase, Ort des Lernens und der Freude, Kreativzelle, Nahrungsquelle und Lebensraum von Pflanzen und Tieren. Traditionelle gärtnerische Handgeräte, Spielereien und andere Utensilien vorwiegend aus dem 19. und 20. Jahrhundert, Bilder und Plakate, historische Kataloge sowie alte Gärtnerhandschriften veranschaulichen die Arbeit, den Alltag aber auch die Musestunden in blühenden kleinen Paradiesen, in denen wir uns so sehr mit der Natur verbunden fühlen.
Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Worts Mensch ist,
und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.
(Friedrich Schiller)
Wo könnte sich spielerische Experimentierlust besser entfalten als im Garten, wo Pflanzen, Wasser und Steine, Farben und Formen, Licht und Schatten stets aufs Neue zu kreativer Gestaltung herausfordern, wo niemand sich an vorgegebene Regeln halten muss, wo alle Betätigung zum Vergnügen wird. Der Garten ist ein wunderbarer Freiraum für Menschen jeden Alters, ihrem Spieltrieb zu frönen; sei es das Kuchenbacken im Sandkasten, das Formieren von Arabesken aus Buchsbaum oder die Verschönerung der Blumenrabatte mit Schneewittchen und den sieben Zwergen. Und wer kein grünes Reich sein Eigen nennt, holt sich wenigstens sein Abbild in die Wohnung, auf den Balkon, das Fensterbrett oder den Küchentisch.
Gartenzwerge und Papierblumen, Kindergeräte und Spielutensilien, Zimmergewächshäuser, Blumenvasen und vieles mehr an dekorativem Krimskrams zeigt die Ausstellung im Museum der Gartenkultur; ein Augenschmaus für Alle, die sich ein freudiges Gemüt bewahrt haben.
© gruppe 2, Götz und Hundbiss
Früchte, Gemüse und Kräuter aus dem eigenen Garten sind heutzutage wieder in aller Munde. Nicht aus schierer Not, wie in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts, sondern aus Freude an der Arbeit ist die Selbstversorgung aus dem Küchengarten zum aktuellen Thema geworden. Und wo der Platz für einen Kartoffelacker oder Krautgarten nicht ausreicht, wird wenigstens ein Apfelbäumchen gepflanzt – und sei es im Topf auf dem Balkon.
So steht die Kunst der Obstkultur im Fokus unserer diesjährigen Sonderausstellung „Reiche Ernte – der Arbeit Lohn“.
Vom Edelreis zur Blüte, von der Blüte zur Frucht: Mancherlei Fertigkeiten sind erforderlich, um Apfel, Birne & Co einbringen und verwerten zu können. Anhand zahlreicher Gerätschaften und Illustrationen zeigen wir die einzelnen Arbeitsschritte von der Veredelung über Baumschnitt und –pflege bis hin zu Ernte und Verwertung. Historische Exkurse in die Blütezeit der Formobstkultur und die Entwicklung der Obstsortimente runden das Thema ab und vermitteln dem Besucher viel Wissenswertes rund um Pomonas Gaben.
© gruppe 2, Götz und Hundbiss
Es gibt in der ganzen Natur keinen wichtigeren, keinen der Betrachtung würdigeren Gegenstand als den BODEN.
(Friedrich Albert Fallou, Bodenkundler, 1862)
Erde - das ist nicht nur der Name des winzigen Planeten in den Weiten des Alls, den wir bewohnen. Erde nennen wir auch die hauchdünne Schicht belebten Bodens, die Grundlage für alles Pflanzenwachstum und damit letztlich unserer Existenz ist.
„Der Boden ist eines der kostbarsten Güter der Menschheit.“ So formuliert es die Europäische Bodencharta von 1972, die den Schutz und die Erhaltung des Bodens und seiner Fruchtbarkeit zum überregionalen politischen Ziel erklärt. Angesichts der heutigen Flächenverluste durch Versiegelung sowie der Belastungen durch Übernutzung und Schadstoffeinträge könnte man glauben, Politik und Gesellschaft hätten dieses Ziel aus den Augen verloren. Waren die Gärtner früherer Zeiten etwa weiser als wir? Jedenfalls wussten sie um den Wert einer nachhaltigen, schonenden Bodenbearbeitung. Und sie wussten, wie die Fruchtbarkeit nicht nur erhalten, sondern sogar vermehrt werden konnte: durch die stetige Anreicherung der Erde mit Humus, dem schwarzen Gold des Gärtners.
Anhand zahlreicher grafischer Darstellungen und traditioneller Handgeräte gibt die Ausstellung Einblick in die gärtnerische Bodenbearbeitung, erläutert überkommene Methoden wie Rigolen und Holländern, und regt vielleicht den geneigten Besucher dazu an, seine eigene Gartenerde als Schatz zu betrachten, der gehegt und gepflegt sein will.
© gruppe 2, Götz und Hundbiss
Messer, Sicheln, Scheren und Sägen: Die beeindruckende Entwicklungsgeschichte dieser gärtnerischen Schneidegeräte dokumentiert die Ausstellung „Scharfe Sachen“.
Beginnend mit den ersten bäuerlichen Kulturen in der Jungsteinzeit nutzten Menschen Sicheln mit hölzernen Griffen und Schneiden aus Feuerstein. Die Herstellung von Klingen aus Metall, zunächst aus Bronze, später aus Eisen, markiert einen bedeutenden technischen Fortschritt. Der römischen Antike verdanken wir die Erfindung der Veredelungstechniken von Weinreben und Obstbäumen mit den dazugehörigen Hippen und Sägen. Vergleichsweise spät fanden die verschiedenen Scherenformen Eingang in die Gartenkultur. Hecken- und Raupenscheren sind seit dem 17. Jahrhundert nachweisbar, die klassische Gartenschere, auch Baum- oder Rosenschere genannt, wurde erst im frühen 19. Jahrhundert erfunden.
Die Ausstellung zeigt zahlreiche faszinierende Exponate, von handgeschmiedeten, reich verzierten Heckenscheren der Barockzeit bis zur modernen Hochleistungs-Handsäge. Sie vermittelt nicht nur einen Eindruck von der oft mühevollen Arbeit in Feld und Garten, sondern führt auch die hohe Handwerkskunst und den erstaunlichen Erfindungsgeist von Gärtnern und Werkzeugschmieden vor Augen.
© gruppe 2, Götz und Hundbiss
In der Geschichte der Gartenarchitektur gibt es zahlreiche Anlagen, die sich aufgrund ihrer herausragenden Qualitäten und ihrer Vorbildwirkung zu „Ikonen der Gartenarchitektur“ etabliert und im Denken der Garten- und Landschaftsarchitekten verankert haben. Günter Mader, Architekt, Gartenplaner und Dozent an der Hochschule Karlsruhe hatte die Idee, diese Ikonen im Modell zu bauen. Mehr als vierzig stilbildende Gartenanlagen unterschiedlicher Epochen haben Studierende im Fach Freiraumplanung mit Modellen und Abbildungen aufbereitet. Im Laufe von drei Semestern entstand eine Sammlung, die den Bogen von der ägyptischen Antike über Renaissance und Barock, Moderne und Postmoderne bis zu ganz aktuellen Projekten spannt.
Zu den ausgewählten Beispielen internationaler Gartenarchitektur gehören die Gärten aus den ersten zwei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts mit Projekten der Architekten Hermann Muthesius, Edwin Lutyens und Max Laueger. Viele Anlagen sind erst in jüngster Zeit entstanden und zeugen vom Stil der Postmoderne: der Garten des Hotel Kempinski in München (Peter Walker, Rainer Schmidt, 1994), die Außenanlagen des neuen Schottischen Parlaments in Edinburgh (Enrico Miralles, Benedetta Tagliabue, Kenny Fraser, 2004), der Thames Barrier Park in London (Allain Provost, 2000) und die spektakuläre Landschaftsskulptur vor der Schottischen Nationalgalerie für Moderne Kunst (Charles Jencks, 2002). In der Reihe der Ikonen stehen auch der Schlossgarten von Rastatt von Gunnar Martinsson, der Olympiapark in München von Günther Behnisch und Günther Grzimek aus dem Jahr 1972 oder der zwischen 1930 und 1960 vom Ehepaar Vita Sackville-West und Harold Nicolson angelegte Landhausgarten Sissinghurst Castle Garden Modell.
Ein weiterer Ausstellungsbereich der „Gartenwelten im Museum der Gartenkultur“ widmet sich der „Botanischen Kunst“. Bilder von Alfons Alt und Beate Sellin zeigen eine ganz unterschiedliche künstlerische Auseinandersetzung mit der Pflanzenwelt.
Alfons Alt, geboren in Illertissen, öffnet in der Ausstellung „Gartenwelten“ seinen „Hortus“. In der künstlerischen Welt zwischen Fotografie und Malerei hat Alfons Alt ein eigenes Verfahren entwickelt, das er Altotypie nennt. Seine analog entstandenen Aufnahmen werden von ihm in intensiver Handarbeit mit einer speziellen, jahrelang erprobten Technik bearbeitet, mit dem Ziel, das Medium Fotografie mit Materie zu ergänzen.
Beate Sellin, gebürtige Ulmerin und seit 2005 in Heidelberg freischaffende Künstlerin, bannt ihre Leidenschaft für die faszinierende Welt der Pflanzen auf Leinwand. Sich öffnende Blütenköpfe und zarte Blütenblätter, pralle Frucht und Sommer inspirieren die an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart ausgebildete Malerin zu meist großformatigen Arbeiten zwischen botanischer Genauigkeit und Abstraktion. Der Inbegriff von Frucht ist für Beate Sellin die Johannisbeere, die in zahlreichen Variationen auch in „Gartenwelten“ zu sehen ist.
Pflanzen brauchen regelmäßig Wasser. Das Gießen gehört daher zu den wichtigsten Arbeiten in der Gärtnerei. Im 15. Jahrhundert gelang es mit der Erfindung des Gießtopfes erstmals, das tropfenweise Niederfallen des natürlichen Niederschlags zu imitieren: künstlicher Regen für zarte Gewächse, die den Schwall aus dem Krug schlecht vertragen. Bald folgte die Gießkanne in vielfältigen Ausformungen und für unterschiedliche Anwendungsbereiche in Freiland, Mistbeet und Gewächshaus. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts setzte sich allmählich der aus Gummi gefertigte Wasserschlauch durch. Er konnte direkt an eine Druckwasserleitung oder Pumpe angeschlossen werden und ersparte das schwere Schleppen und zeitaufwändige Nachfüllen der Kannen. Eine grundlegende Rationalisierung brachte schließlich die Entwicklung automatischer Regneranlagen.
Die Ausstellung „Künstlicher Regen“ im Museum der Gartenkultur versammelt von April bis September 2014 rund 800 beeindruckende Sammlungsstücke aus der Geschichte der gärtnerischen Gießgeräte.
„Lebendiges Holz, durch Künstlerhand veredelt, vom Menschen zum Eigensein emporgehoben,
offenbart sein innerstes Wesen“
(Elke Farsen)
Von der Bedeutung des Roh- und Werkstoffes Holz in seiner großen Vielfalt, vom "Baum des Jahres" zur Kunst, das Kunsthandwerk in Holz - über das Einmalige und die Natürlichkeit von Holz gibt es in der Ausstellung im Museum der Gartenkultur viel Wissenswertes zu erfahren und zu sehen. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen ausgewählte Werke von Künstlern, die ihre Faszination für Holz auf unterschiedliche Weise Form und Ausdruck geben. Instrumentenbauer, Kunsthandwerker und Holzkünstler zeigen Belegstücke ihres Könnens, unter anderem Volkmar Zimmer in seiner Drechselkunst. Eine Wurzel mit eingewachsenem Stein, ein Stück 500 Jahre altes Kirchturmgebälk, Findlinge oder Holz von „Bäumen des Jahres seit 1989“ inspirieren den Holzkünstler aus dem bayerischen Germering zu Gefäßen, Skulpturen und Objekten. An "Faszination Holz" beteiligte Künstler: Magnus Auffinger, Edwin Karl, Christine Osann, Andreas Ohmayer, Gerhard Pflugfelder, Michael Vogler und Rudolf Wachter.
Aussaat, Verziehen, Pikieren, Jäten, Gießen und Pflanzen – damals wie heute wird in der Gärtnerei noch vieles von Hand erledigt. Es sind Arbeiten, die nicht nur Sorgfalt, Geschick und Erfahrung erfordern, sondern auch eine Vielfalt an Gerätschaften und Zubehör. Die Ausstellung „Vom Samenkorn zum Setzling“ beschreibt mit über 500 Gartenhelfern aus dem 19. und 20. Jahrhundert, vom Bohnenstupfer zum Vogelschreck, eine spannende, erfindungsreiche Geschichte der kulturellen Entwicklung der Gartenarbeitsgeräte. Der Rundgang führt durch die Geschichte des Gärtnerns, des Gärtners und seiner Geräte, mit den Themenbereichen Säen und Pflanzen, Saatgut, Aussaat, Verziehen und Verstopfen, Streng nach der Schnur, sowie Glasglocken und Vogelscheuchen.
Die historischen, in erster Linie einfachen Handgeräte aus allen Bereichen des Gartenbaus stammen aus dem reichen Stiftungsfundus „Gartenarsenal“ - mit rund 10.000 Objekten eine der größten Sammlungen dieser Art in Europa.